RV: Wie verlief deine Segelkarriere?
TJ: Trotzdem ich aus einer Bootsbauer-Familie komme, fand ich erst im Alter von 13 Jahren zum Segeln. Erst hab ich gerudert. Als mein Freund mich auf eine Ixylon mitnahm lernte ich das Handwerk des Vorschotens. Wir waren sehr erfolgreich. Nach Jahren kam das Bedürfnis auf, auf schnelleren und anspruchsvolleren Booten zu segeln. Mit dem Kauf eines International 14 kam die Lust auf noch mehr.
RV: Wie kamst du zum HARTWIG Match Team?
TJ: Die Alpari World Match Racing Tour faszinierte mich schon länger, dort wollte ich auch mitsegeln. Ich wusste, dass eine Freundin von mir bei Jens Hartwig in der Crew ist. Dank ihrer Vermittlung bekam ich eines Donnerstags zur Mittagszeit eine SMS mit einer Anfrage. Das hieß dann: Segeln in Holland bei Minustemperaturen und ich bin dabei! Keine 24 Stunden später saß ich im Auto dorthin und lernte Jens kennen.
RV: Was fasziniert dich am Match Racing?
TJ: Natürlich ist diese Art Segeln für uns vom logistischen Aufwand her genial: Wir benötigen keine eigenen Boote, alles wird gestellt. Und dann ist es nie gleich beim Match Race, jedes Rennen kann komplett anders verlaufen. Vor allem ist es äußerst spannend: in Sekundenbruchteilen müssen Entscheidungen getroffen werden. Entscheidungen, die in einem Sieg oder einer Niederlage enden. Fleet-Regatta-Segler zählen Manöver an einer Hand abzählbar. Bei uns gibt’s alle 20 m ein Move.
RV: Was sind deine seglerischen Ziele?
TJ: Ich will weiterhin mit Jens Erfolge einfahren und das bei immer höherwertigeren Match-Race-Touren. Der größte Erfolg ist es natürlich, wenn wir bei der World Match Racing Series teilnehmen. Auch will ich mir bald einen Musto Skiff holen, für den Kick nach der Arbeit.
RV: Welches ist deine Lieblingsposition an Bord?
TJ: Als gelernter Vorschoter im Trapez (Anm. d. Redaktion: wie auf der Streamline im Foto) und Fitness-Fanatiker sind mir das Vorschiff und das Cockpit am liebsten.
RV: Warum?
TJ: Ich brauche den Kick von Adrenalin. Und kriege ich am schnellsten bei großem Krafteinsatz und schnellen Manövern.
RV: Was war dein krassestes Erlebnis auf dem Wasser?
TJ: Zum ersten in Frankreich, da sind wir leider mit den Gegner kollidiert und ich war nah am Geschehen. Zum zweiten war Adrenalin pur bei einer Regatta, als wir unter Spi in eine Gewitterböe kamen – die Gischt kam wie eine Wand, mein Steuermann hat nur noch meine Zehenspitzen gesehen. Immerhin haben wir einen neuen Rekord-Speed in der Klasse aufgestellt. Glücklicherweise hatten wir den GPS-Tracker an Bord.
RV: Und wie lief deine Saisonvorbereitung?
TJ: Nach der unglücklich verlaufenden Saison 2014 habe ich mir geschworen, mit neuer Kraft in die Saison 2015 zu starten. Neben den vielen Sporteinheiten und einer Ernährungsumstellung hab ich mich nochmals hinter die Regeln geklemmt. Alle auf dem Boot müssen die Regeln des Match Race kennen, im Team muss ein blindes Vertrauen herrschen.
RV: Dein liebstes Segelrevier?
TJ: Warnemünde.
RV: Wie gehst du mir Niederlagen um?
TJ: Professionell! Nein, Spaß. Keiner mag es, zu verlieren aber es passiert halt. Ich brauche dann einen kurzen Moment für mich selbst zur Reflexion der Fehler und Ideen zur Verbesserung. Ich bin zu sehr auf Wettkampf getrimmt, als dass ich aufgeben würde und nicht beim nächsten Mal 120% Leistung bringe. So sind wir alle im Team und dadurch pushen wir uns danach wieder auf ein Niveau, dass uns zu einer Gefahr für jeden Gegner macht!
RV: Du bist Jugendwart in deinem Club, hilft dir das seglerisch weiter?
TJ: Seglerisch nicht direkt, das ist eher eine Auffrischung vom Wissen. Für meinen Charakter bringt es jedoch eine Menge. Ich würde nie ein Kind aufgeben oder die Motivation verlieren – und dieses Durchaltevermögen hilft mir dann im Match Race. Ich erhoffe mir aber, mir mit einer möglichen Leistungstruppe Neues anzueignen.
RV: Hast du einen Wunschtraum?
TJ: Als Jugendwart und aktiver Segler in der Match Race Szene träumt man von einer kleinen Trainingsgruppe der 18 – 25-jährigen, mit denen man Match Race trainiert.
RV: Was ist Deine Lieblings-Jacht?
TJ: Die TOM28, weil es optimal fürs Match Race konzipiert ist und die J109 weil viele Hände benötigt werden und die Manöver nur durch perfektes Zusammenspiel des Teams klappen.
Besten Dank Tobias und eine erfolgreiche Saison!
#HartwigMatchTeam #MatchRace #Sailing